Menashe (OmU)

(USA 2017, 83 Minuten, ab 6)

Der orthodoxe Jude Menashe (Menashe Lustig) kämpft nach dem Tod seiner Frau darum, seinen Sohn Rieven (Ruben Niborski) allein erziehen zu können. Die Voraussetzungen dafür stehen schlecht: Menashe lebt in der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Borough Parkin Brooklyn, New York. Die dortigen Erwartungen an die Bewohner folgen einem rigiden Verhaltenskodex, alleinerziehende Väter sind nach strenger Auslegung der Thora nicht vorgesehen. Der tollpatschige Supermarktverkäufer Menashe passt auch sonst nicht recht in das konforme Bild der Gemeinde. Er ist ein klassischer Schlimasel, vergesslich und chaotisch, der den chassidischen Hut nicht trägt und seine Schläfenlocken hinter den Ohren versteckt. Mit seinem kleinen Gehalt kommt er dazu kaum über die Runden, und so bestimmt der Rabbi, dass der Sohn Rieven besser bei der Familie des Onkels aufwächst - solange bis Menashe wieder heiratet und sein Leben in geordnete Bahnen führt.
Regisseur Joshua Z. Weinstein ist es mit viel Geduld gelungen, mitten in der chassidischen Gemeinde zu drehen und alle Rollen mit Haredim zu besetzen. Mit dokumentarischer Präzision hält sein Film das Leben in der Enklave fest: Er erforscht die Menschen und ihr Leben; Rituale und Feiern sind ebenso präsent wie die Gewohnheiten und Lebensumstände der Haredim, von denen heute noch etwa 200.000 in Brooklyn/New York leben, als größte chassidische Gemeinschaft außerhalb Israels. Der Film wurde komplett in jiddischer Sprache gedreht – und für deutsche Ohren ist die Sprache tatsächlich ziemlich gut zu verstehen, obwohl die jiddisch-jüdische Kultur in Deutschland mehr als 70 Jahre nach dem Holocaust kaum mehr präsent ist. Es ist ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass diese Sprache einmal Teil der deutschen und europäischen Kultur war.
„Die leise, warmherzige Komödie mit extrem dokumentarischem Charakter erzählt authentisch von einer in sich geschlossenen Gemeinschaft: eine kleine, abgeschottete Welt für sich in der tobenden, lauten Metropole New York. Dies und eine anrührende, tragikomische Geschichte machen den komplett auf Jiddisch gedrehten Film spannend und sehenswert. ‘Menashe‘ ist bei allem Willen zur höchstmöglichen Authentizität nicht nur ein interessantes Zeitdokument, sondern vor allem eines: eine sehr warmherzige, tragikomische Geschichte.“ (Programmkino.de)
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V.
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